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Das Ostfriesland-Wappen

Das heute meist gebräuchliche Wappen Ostfrieslands ist das Wappen der ostfriesischen Grafenfamilie Cirksena. In seiner heute bekannten Form wurde es 1625 von Graf Rudolf Christian festgelegt und vereint in sich die Wappen der wichtigsten ostfriesischen Häuptlingsgeschlechter, auf die sich die Cirksena berufen haben, verwandschaftlich verbunden waren und deren Herrschaften sie übernahmen.

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Ostfrieslandwappen

Ab dem 13.Jahrhundert lebten in Ostfriesland freie Bauern, denen das sonst so verbreitete Lehenswesen unbekannt war. Sie dienten keinem Herren, sondern wählten an einer alten Versammlungsstätte, dem Upstalsboom bei Aurich, ihre Vorsteher. Aus diesen Vorstehern gingen schließlich wichtige Familien hervor, die nach dem Ende der Friesischen Freiheit die Häuptlinge hervorbrachten.

Ihre Wappen sind heute Bestandteile des Ostfrieslandwappens, das von den Cirksena so zusammengefügt wurde:

  • Oben links: Das eigene Wappen der Familie Cirksena aus Greetsiel. Das heraldische Bild des Cirksena-Jungfrauenadlers findet sich heute beispielsweise noch in den Wappen der ostfriesischen Stadt Emden, des ostfriesischen Landkreises Aurich, der groningschen Stadt Delfzijl und auch im Wappen des Fürstentums Liechtenstein, allerdings häufig in veränderte Farbgebung. Im Original steht ein goldener Adler auf schwarzem Untergrund. Vom Cirksena-Wappen stammt auch der mittlere Helm über dem Wappen. Die Cirksena wurden 1464 zu Grafen von Ostfriesland erhoben und starben 1744 aus.
  • Oben rechts: Das Wappen der Familie tom Brok aus dem Brookmerland, ein goldener gekrönter Adler auf rotem Grund. Diese Familie war als erste Häuptlingsfamilie im 14. Jahrhundert zu Macht über fast ganz Ostfriesland gekommen und erst 1426 von einer ostfriesischen Koalition unter Fokko Ukena besiegt worden. Aus dem Wappen der tom Brok stammt zudem der linke Wappenhelm.
  • Mitte links: Das Wappen der Häuptlingsfamilie von Manslagt aus der Krummhörn, die schon seit vorgräflicher Zeit durch Heirat mit den Cirksena verbunden war. Das Wappen zeigt ein silbernes Feld, das von einem roten Balken geteilt wird, der mit fünf abwechselnd goldenen und silbernen Rauten besetzt ist. Über dem Balken sind zwei blaue und unter dem Balken ein blauer Sichelmond
  • Mitte rechts: Das Wappen des Fokko Ukena aus Leer und Moormerland. Ukena hatte das südliche Ostfriesland und nach den tom Brok fast ganz Ostfriesland beherrscht, bis er 1431 vom „Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande“ unter Führung der Cirksena gestürzt wurde. Fokkos Enkelin Theda war Frau des ersten Grafen von Ostfriesland, Ulrich I. Cirksena, und selbst regierende Gräfin von 1466 bis 1480. Das Wappen Ukenas, ein aufrechter Löwe mit einer gestürzten Krone, findet sich heute noch im Wappen des ostfriesischen Landkreises Leer.
  • Unten links: Das Wappen zeigt den Esenser Bären, der heute immer noch im Wappen der Stadt Esens vorkommt. Im Ostfriesischen Wappen ist es ein schwarzer Bär auf goldenem Grund.
  • Unten rechts: Das Wappen des Häuptlings Hero Omken aus dem Geschlecht der Attena. Die beiden unteren Wappen – also das Esenser Bärenwappen und die beiden gekreuzten Lanzen/Peitschen stehen zusammen für das Harlingerland, dass lange von Häuptlingen aus dem Geschlecht der Attena beherrscht wurde. Im 1540 starb mit Balthasar von Esens der letzte Häuptling aus dem Hause Attena und das Harlingerland kam über Umweg über die Grafen von Rietberg im Jahr 1600 an den ostfriesischen Grafen Enno III. Erst 1625 wurde das Harlingerland formal in die Grafschaft eingegliedert – symboliert durch das ab diesem Zeitpunkt geltende sechsschildrige Wappen. Der rechte Helm über dem großen Ostfrieslandwappen ist auch dem Harlinger Wappen entnommen.

 (Seitenangaben unheraldisch)

Eala Frya Fresena

Der Wappenspruch Eala Frya Fresena bringt die Tradition der Friesischen Freiheit zum Ausdruck. In wie weit er historisch korrekt ist, bleibt nicht zu klären, denn die Bezeugung des Spruchs setzt erst spät ein. Auch ist die Übersetzung des Spruchs nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich bedeutet er in etwa sowas wie „Erhebt euch, freie Friesen“. Dies soll als Gegensatz zur feudalen Niederwerfung gedacht gewesen sein. Eng verknüpft mit dem Ausruf Eala Frya Fresena ist der plattdeutsche Ausspruch „Lever dood as Slaav“ („Lieber tot als Sklave“), der als Antwort darauf gilt. 

Die ostfriesische Flagge

Die Farben der Flagge sind schwarz-rot-blau in drei waagerechten Balken. Diese Farben ergeben sich aus dem Wappen: Schwarz ist dem Wappen der Cirksena entnommen, Rot dem Wappen der tom Brok und Blau steht für die Harlingerländer Wappen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts hat auch die Ostfriesische Landschaft in Aurich diese Flagge angenommen, damit ist sie hochoffiziell die Flagge Ostfrieslands. 

Ostfriesland – ein Land mit zwei Wappen?

Das große Cirksena-Wappen führt die Ostfriesische Landschaft im Gegensatz zur schwarz-rot-blauen Flagge nicht, denn die Ostfriesische Landschaft ist im Besitz eines eigenen Wappens, das 1678 durch den römisch-deutschen Kaiser verliehen wurde – ein einmaliger Vorgang im alten Reich für eine solche ständische Organisation. Da die Ostfriesische Landschaft quasi ein zweiter Souverän im Fürstentum neben den Cirksena-Fürsten (und später neben den Herrschern aus Preußen) war, hatte sie auch das hoheitliche Recht, ein Wappen zu führen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Ostfriesland zwei Wappen besitzt: das sechsgliedrige gräfliche Wappen, das allgemein als ostfriesisches Wappen gebraucht wird, und das Upstalsboom-Wappen der Ostfriesischen Landschaft.